Zum Jahresende spielen wir ein Programm mit drei Werken, die mit erfrischendem Schwung den Weg ins Neue Jahr begleiten sollen.
Händels Concerto Grosso g-moll beginnt allerdings nachdenklich im gravitätischen 3/2-Takt mit einem Largo affetuoso. Wie bei dieser Gattung üblich wechselt sich eine kleine Gruppe Solisten mit dem Tutti ab. Es geht mit einer klassischen 4-stimmigen Fuge weiter, deren Thema in markanten chromatischen Schritten im Verlauf nur leicht variiert wird. Die folgende Musette ist formal ein besonderer Satz: zu Beginn herrscht ein ruhiger, fast verträumter Charakter, dann führt Händel ein zweites bewegteres Thema ein, um dann in einen virtuosen Mittelteil mit schnellen Geigenfiguren überzugehen. Am Ende kehren wir wieder in den ruhigen Anfangsteil zurück.
Der 4. Satz Allegro ist mit ausgedehnten Solopassagen quasi ein Violinkonzert. Den Ausklang bildet ein tänzerisches Allegro im Menuett-Stil.
Mozarts Violinkonzert Nr. 1 B-Dur ist weniger bekannt als seine späteren „grossen“ Konzerte, überzeugt aber mit seinem jugendlichem Elan und vielen schönen Details.
Nach der Orchester-Introduktion und dem ersten ausgedehnten Solo haben wir eine ruhigere Zwischenepisode mit Triolen-Bewegungen im Solopart. Nach kurzem Orchesterzwischenspiel folgt ganz klassisch die Reprise.
Das folgende Adagio beginnt mit einem Dialog zwischen der Melodie in den ersten Violinen und den begleitenden Figuren der zweiten. Das Solo bringt ein neues, weit schwingendes Thema ein, das in ein schönes Wechselspiel mit dem Tutti tritt. Das abschliessende Presto ist mit seinen Sechzehntel-Läufen von überschäumender Fröhlichkeit. Dazwischen tauchen schalkhafte Frage-Antwort-Spiele auf. In das rasante Geschehen meldet sich immer wieder ein 8-taktiges Bläsermotiv. Ganz am Ende dürfen auch die zweiten Violinen ihr Tempo unter Beweis stellen.
Haydns Sinfonie Nr. 43 trägt den Namen „Merkur“, der allerdings nicht vom Komponisten stammt, sondern von späteren Verlegern oder Konzertveranstaltern. Der Name bezieht sich womöglich auf die „quecksilbrig“ schnellen Passagen in den beiden Ecksätzen, die teilweise sehr überraschende Wendungen nehmen.
Im ersten Satz ist vor allem der unorthodoxe Ablauf im Mittelteil mit etlichen Scheinreprisen und Pausen bemerkenswert.
Der zweite Satz beginnt mit einem gesangvollen Thema, das an ein Schubert-Lied denken lässt. Dialog-Passagen mit harmonisch interessanten Wendungen zwischen den ersten Violinen und den übrigen Streichern bestimmen über weite Strecken das Geschehen.
Das folgende kurze Menuett kommt etwas derb und schnörkellos wie ein Dorftanz daher. Vielleicht hat Haydn kurz vor seiner Sinfonie Nr. 45 (Abschieds-Sinfonie) schon an die Ferien gedacht…
Der letzte Satz lässt einen unmittelbar an Sturm-und-Drang-Werke wie Mozarts g-moll-Sinfonie denken. Wir hören ein kühn aufsteigendes Hauptthema und auch im Folgenden viele dramatische Momente, rasante Läufe und überraschende Pausen. Wenn man denkt, das Stück sei nun zu Ende, folgt noch eine kurze Coda.
B.L.